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Freitag, 29.03.2024
Neuhaus an der Eger
600 Jahre Erstürmung der Burg Neuhaus
600 Jahre Erstürmung der Burg Neuhaus
Die Erstürmung der Burg Neuhaus Die Goldene Sonne von Neuhaus Die spärlichen Reste der Burg Neuhaus Die spärlichen Reste der Burg Neuhaus
Die Erstürmung der Burg Neuhaus
Die Erstürmung der Burg Neuhaus
Die Erstürmung der Burg Neuhaus Die Goldene Sonne von Neuhaus Die spärlichen Reste der Burg Neuhaus Die spärlichen Reste der Burg Neuhaus
Geschichtsbewusste Neuhauser Bürger erinnern sich 2012 an ein dramatisches Großereignis, dass ihre Dorfschaft vor 600 Jahren betroffen hatte. Am 27. August 1412 wurde die Burg auf dem 585 m hohen Schlossberg von der Streitmacht der Egerer Einung erobert, niedergebrannt und zerstört "damit manche Plackerey, so aus dem schlos geschahe, ein aufhören gewinne"
Was waren die Umstände, die zu der Schleifung der Veste bereits nach nur 23 Jahren führte?
Wohl noch unter Kaiser Karl IV. (1347-78), der zugleich auch böhmischer König war, wurde der Plan gefasst, gegenüber der Veste Hohenberg, die seit Ende des 13. Jahrhunderts in Burggräflich-Hohenzollerischen Besitz war, eine starke Burg als Gegenpol zu errichten. Die Hohenzollern waren mit ihrer zielstrebigen Erwerbspolitik im FichtelgebirgeFichtelgebirge mit dem Erwerb von Hohenberg schon auf Sichtnähe an die Stadt EgerEger herangerückt.
Karls Sohn Wenzel IV. (1378-1419) übergab nach der Fertigstellung das "Newe Haws" mit Verleihungsurkunde vom 11. Januar 1389 "mit aller Zugehörung, auch mit gerichten und allen anderen nutzen … zu rechten Mannlehen" an die Vettern Erhard Forster zu Selb und Niklas Forster zu Weißenbach.
Kaum zwei Jahre später gab es bereits die ersten Streitigkeiten mit dem benachbarten Peter Notthafft, der auf der um 1340 errichteten Burg Thierstein Thierstein saß, wegen der Grenzrainung zwischen deren Besitzungen, Hier wurde als unparteiischer Zeuge Dietrich von Schirnding angerufen, der bei den Bauvorbereitungen der Veste Neuhaus als Zeuge fungierte.
Durch die immer stärker zutage tretende Unfähigkeit von Kaiser und Böhmenkönig Wenzel wurde dieser im Jahre 1400 durch den Pfalzgrafen Rupprecht als Kaiser abgewählt. Wahrscheinlich versäumten es die Forster, sich ihre Lehensrechte vom neuen Kaiser bestätigen zu lassen. Sie standen weiterhin treu zu König Wenzel. Kaiser Rupprecht erklärte daraufhin 1401 die Forsterischen Lehen als dem Reiche heimgefallen und belehnte am 13. März 1403 den Burggrafen Johann III. von Nürnberg mit der Veste Neuhaus, „die Erhard Forster besetzt (hält).“
Unter den wenigen, die Wenzel noch ergeben waren befanden sich die Stadt Eger, Markgraf Wilhelm von Meißen – der um 1398 die Burg Thierstein übernommen hatte, sowie die Forster. Man erwartete die Inbesitznahme und Besetzung des an den Burggrafen übertragenen Gebietes Selb und vor allen der Veste Neuhaus. Nachdem burggräfliche Amtleute vergebens versucht hatten, die Veste in Handstreich zu erobern, hielt sich Erhard Forster als Ersatz für entstandene Schäden durch Plünderungen in den benachbarten burggräflichen Gebieten schadlos. So fiel er in die Ämter Hohenberg, WeißenstadtWeißenstadt und KirchenlamitzKirchenlamitz ein, was sich in "sweren beschedigungen, reuberey, dyberey, mortprant und schedliche ubeltat" auswirkte.
Anstelle eines militärischen Gegenschlages zeigte Burggraf Johann III. (1397-1420) die Forster am 12. November 1404 bei dem Landfriedensgericht an "er (Forster) habe derselben Herren (Johann), Armleut – in genannten Ämtern – ihre Kühe, Pferd und andere Habe und Gut genommen und hinweggeführt" und machte Schäden in Höhe von 1000 Mark Silber geltend, die ihm auch vom Gericht zugesprochen wurden. Weder die Forster waren in der Lage, noch Lehensherr Wenzel Willens, die Schadenssumme zu bezahlen.
Weitere Streitigkeiten, jetzt mit König Wenzel, führten dazu, dass Erhard Forster 1410 u.a. zwei Gesandte von König Wenzel auf Burg Neuhaus gefangen setzte. Das Schiedsgericht in Prag entschied zwar für die Freilassung der Gefangenen, jedoch musste auch König Wenzel dem Forster 300 Schock Groschen als Entschädigung bezahlen, deren Zahlung jedoch wieder ausblieb. Das veranlasste Forster nun auch böhmische Untertanen zu berauben. Weitere Fehden mit der Stadt Eger gipfelten dann in der Erstürmung der Veste Neuhaus am 27.August 1412 durch die "Einung", einer unter Egerer Führung aufgestellten Streitmacht, um dem Raubrittertum ein Ende zu bereiten. Die Eroberung gelang, nachdem die Belagerer, voran die Egerer Zünfte, einem westlich am Burgberg gelegenen Staudamm durchbrochen hatten.
Wenige Tag später, am 27. September 1412 trat König Wenzel, als Pfandherr von Eger, Neuhaus an die Stadt Eger ab, und zwar mit der Bestimmung, dass die Burg niemals mehr aufgebaut und die dazugehörigen Güter "auf ewige Zeiten" vom EgerlandEgerland nicht getrennt werden sollten.
Annerkennung fand die Erstürmung und Schleifung der Burg allerdings nicht und die Stadt Eger wurde vom Landfriedensgericht dazu verurteilt, an Erhard und die Söhne des Niclas Forster 4000 Gulden Schadensersatz zu zahlen. Bald darauf muß Erhard Forster verstorben sein, worauf die 4 Söhne des Niklas Forsters namens Nickel, Wilhelm, Heinrich und Caspar, laut Urkunde vom 7.Oktober 1412 alle ihre Güter in und um Selb nebst dem Forstmeisteramt über den Reichswald an Burggraf Johann verkauften und als Amtleute in dessen Dienste traten.
Die Stadt Eger wollte sich damit nicht abfinden, dass die Burggrafen das Selber Gebiet mit Reichsforst übernahmen. Es kam nochmals zu einem Kleinkrieg im westlichen Egerland. Burggraf Johann blieb aber Herr der Lage. Als am 14. Juli 1414 eine "Beredung und Beteidigung" zwischen ihm und der Stadt Eger auf der Plassenburg zustande kam, wird nur von vorausgegangenen "Stößen, Spänen und Zwietracht" gesprochen. Als Gegenleistung versprach Johann III. "Güter, über die er den Egerern schon einen Zettel gab" wieder zurückzugeben.
Besteigt man heute den Schlossberg in Neuhaus, so zeigen sich nur noch kümmerliche Reste der einst stolzen Forster-Burg. Der Abbau von Basalt in drei Steinbrüchen seit 1926 bis in die 50er Jahre gab der Veste einen letzten Fangschuß. Während der Abbauarbeiten wurden des öfteren verschossene Steinkugeln des damaligen Geschützfeuers und geschäftete eiserne Pfeilspitzen der Armbrutgeschosse als späte Zeugnisse der Kampfhandlungen aufgelesen. Ein jüngst geborgenen Fund (2012) einer eisernen Kanonenkugel ("Dreipfünder") am ca. 1,5 km entfernten Südhang des gegenüberliegenden Schüsselsteins bei Sommerhau könnte sich als Fehlschuss bei den damaligen Beschuss erweisen.
Quelle: Röder, S., Freistatt, Bd. XV/ 1: Die Burg und die älteren Anwesen in Neuhaus a.d.Eger und Sommerhau.
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Hohenberg an der Eger Hohenberg an der Eger .
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